Im Jahre 607 - 608 n. Chr. wurde ONO NO IMOKO, ein Mitglied
des japanischen Kaiserhauses vom damaligen Regenten nach China entsandt,
um die neue Religion des Buddhismus zu studieren.
Neben vielem anderen brachte er auch die in China schon
damals übliche Sitte mit, Blumen bei Buddhastatuen aufzustellen.
Als der Regent starb, zog sich Ono no Imoko in eine Klause an einem
stillen Teich zurück. Er erbaute einen Tempel, wurde buddhistischer
Priester und nannte sich fortan IKENOBO d.i. " der, der am Teich
wohnt".
Seine Art die Blumen zu gestalten, fand bei den Mönchen
Anklang. Seine Kunst wurde abgeschaut, nachgeahmt und später
tradiert. So entwickelte sich langsam ein "Schule".
Oberster Tempelpriester und Entscheidungsträger
blieb immer der jeweils direkte Nachkomme Ono no Imokos.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich komplizierte Gestaltungsregeln,
die die Kunst formten, aber auch verhinderten, daß sie von breiten
Bevölkerungsschichten ausgeübt werden konnte. Die Blumenkunst
blieb nur Priestern und hohen Adeligen vorbehalten und wurde damals
hauptsächlich von Männern ausgeübt. Die erste Form,
die sich so entwickelte, hieß RIKKA, d.i. "stehende Blumen".
Die Blütezeit erlebte das Rikka etwa um das 16.
Jhdt. Berühmte Blumenmeister lehrten an den Höfen; es gab
Blumenwettbewerbe und Ausstellungen in den Palästen. Die Arrangements
waren oft mehrere Meter hoch und überaus prächtig.
Unter dem Einfluß des aufkommenden Zen Buddhismus
und in der Folge der Teezeremonie entstanden um diese Zeit zwei neue,
sehr einfache und schlichte Formen: SHOKA und NAGEIRE.
Es kam das Dreierprinzip im Ikebana auf: Himmel - Mensch - Erde, dem
später beide neuen Stile gehorchten.
Die Blütezeit von Shoka war etwa im 18. Jhdt. Auch
dieser Stil wurde langsam schwierigen Gestaltungsregeln unterworfen.
Die Erstarrung von Rikka und Shoka brachte es mit sich, daß
manche Ikebanaschulen diese beiden Stile nicht mehr pflegen.
Nageire blieb eine derartige Reglementierung erspart.
Die Formen blieben immer etwas freier und so blieb es bis in die Gegenwart.
Die Hochblüte dieses Stils war im 20. Jahrhundert.
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich aufgrund einer
neuen Technik - Kenzan - und basierend auf traditionelle Ikebanaformen
ein neuer Stil - MORIBANA - , der großzügigere gestalterische
Freiheiten erlaubt. Diese und die einfache Technik machten Moribana
zur beliebtesten Form.
Nach dem II . Weltkrieg wurden von der Ikenoboschule
freiere Formen entwickelt und diese Stile somit aus der Erstarrung
herausgelöst. Im Jahre 1977 brachte SENEI IKENOBO eine neue Shoka
Form heraus " SHINPUTAI " Diese geht auf Urformen aus der
Entstehungszeit des Shoka zurück und erlaubt sehr große
künstlerische Freiheiten.
Gegen Ende des vorigen Jhdts. entwickelten zahlreiche
Ikebanameister aus einem alten Rikka - Sandarrangement formlose Landschaftsarrangements.
Die Idee war, das eine Miniaturlandschaft ins Haus kommt.
Moribana und in der Folge Jiyuka = " freie Blume" sind zur
Zeit die freiesten Formen der Ikenobo Ikebana Schule.
Ikebana wurde nach 1945 auch außerhalb Japans sehr populär.
Die Moribana - Form dominiert in einer Weise, daß vielfach Moribana
für Ikebana gehalten wird. Aus der Ikenobo Ikebana Schule heraus
entwickelten sich andere populäre Schulen.
Zu den wichtigsten gehören folgende Schulen:
Saga Goryu
Sogetsu
Ohara
Chiko
Shinpa Seizan
Semba Rihô
Ichiyo
Ryusei - Ha
Insgesamt gibt es über 3 000 verschieden Ikebanaschulen.
Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Art des Arrangierens,
der Verwendung der Materialien und der Benennung der verschiedenen
Linien von einander. Die Ikenobo Ikebana Schule ist bis heute die
einzige Schule, in der alle Ikebanaformen klassisch und modern unterrichtet
werden.
Die Bedeutung des Wortes Ikebana
"Ike " leitet sich ab von folgenden Verben:
IKERU Pflanzen stellen, anordnen
IKIRU leben, zur eigentlichen Gestalt kommen, am Leben sein
IKASU Leben deutlich sichtbar machen, zur Geltung bringen, zur eigentlichen
Gestalt verhelfen.
"BANA" kommt von "Hana" und heißt Blume,
Pflanze. Frei übersetzt heißt Ikebana also:
"Blumen zur schönsten Gestalt erwecken"